Saturday, 21 February 2015

Positive Forgiveness: An Extreme Example | Positive Vergebung: Ein Extremes Beispiel

(Photo|Foto: via imgkid.com)
Forgiveness might work in a monastery, I hear you say, but if we give that sort of forgiveness in real life, we'll be taken advantage of. People will walk all over us – they'll just think we're weak. I agree. Such forgiveness rarely works on its own.

As the saying goes, "He who turns the other cheek, must visit the dentist twice, rather than once!"

The Thai government [...] did more than just give forgiveness through its unconditional amnesty. It also sought out the root-problem, poverty, and tackled it skillfully. That was why the amnesty worked.

I call such forgiveness "positive forgiveness." "Positive" means the positive reinforcement of those good qualities that we want to see appear. "Forgiveness" means letting go of the bad qualities that are part of the problem - not dwelling on them, but moving on. For example, in a garden, watering only the weeds is like cultivating problems; not watering anything is like practicing only forgiveness; and watering the flowers but not the weeds would be "positive forgiveness."

Some ten years ago, at the end of one of our Friday night talks in Perth, a woman came up to speak with me. She had been regularly attending these weekly talks for as long as I could remember, but this was the first time she had spoken to me. She said that she wanted to say a big thank you, not only to me, but also to all the monks who had taught at our center. Then she explained why.

She had begun coming to our temple seven years previously. She wasn't all that interested in Buddhism at that time, she confessed, nor in meditation. Her main reason for attending was as an excuse to get out of her house.

She had a violent husband. She was a victim of horrendous domestic violence. In those days, support structures just weren't available to help such a victim. In such a cauldron of boiling emotions, she couldn't see clearly enough to simply walk out forever. So she came to our Buddhist center, with the idea that two hours in the temple was two hours she wouldn't be bashed.

What she heard in our temple changed her life. She listened to the monks describe positive forgiveness. She decided to try it out on her husband. She told me that every time he hit her, she forgave him and let it go. How could she do that, only she knows. Then every time he did, or said, anything kind, no matter how trifling, she would hug him or cover him with kisses or use any other gesture to let him know how much that kindness meant to her. She took nothing for granted.

She sighed and told me that it took her seven long years. At this point her eyes became watery, and so did mine. "Seven long years," she told me, "and now you wouldn't recognize the man. He's changed completely. We have such a precious, loving relationship now, and two wonderful children." Her face radiated the glow of a saint. I felt like getting on my knees to bow to her. "See that bench?" she said […], "He made that wooden meditation bench for me this week as a surprise. If it had been seven years ago, he would only have used it to hit me with!" The lump in my throat cleared as I laughed with her.

I admire that woman. She earned her own happiness, which was considerable, I would say, from the brightness of her features. And she changed a monster into a caring man. She helped another person, magnificently.

That was an extreme example of positive forgiveness, recommended only for those heading for sainthood, by no means do I recommend this approach to any other victims of domestic violence. Nevertheless, it shows what can be achieved when forgiveness is joined with encouraging the good.

Ich höre schon, wie ihr sagt: "Vergebung mag im Umfeld eines Klosters möglich sein, aber wenn wir diese Art von Vergebung im echten Leben üben, werden wir ausgenutzt werden. Die Leute werden uns mit Füßen treten – sie werden glauben, dass wir schwach sind." Ich stimme zu. Diese Art von Vergebung funktioniert selten von ganz allein.

Wie es sprichwörtlich heißt: "Derjenige, der die andere Wange hinhält, muss eher zweimal, als nur einmal zum Zahnarzt!"

Mit ihrer bedingungslosen Amnestie, hat die thailändische Regierung mehr getan, als nur zu vergeben. Sie hat auch die Wurzel des Problems (Armut) ermittelt und es geschickt in Angriff genommen. Deshalb hat die Amnestie funktioniert.

Ich nenne solche Vergebung "positive Vergebung." "Potitiv" bezeichnet die positive Bestärkung jener guten Eigenschaften, die wir aufkeimen sehen wollen. "Vergebung" bedeutet von den schlechten Eigenschaften loszulassen, die Teil des Problems sind – nicht auf ihnen herum zu reiten, sondern weiterzugehen. Würde man zum Beispiel in einem Garten nur Unkraut gießen, wäre es so, als würde man nur Probleme heranziehen; würde man nichts bewässern, wäre es, als würde man nur Vergebung üben; und würde man die Blumen anstelle des Unkrauts bewässern, wäre dies "positive Vergebung."

Vor ungefähr zehn Jahren, nach einem unserer Freitagabendgespräche in Perth, kam eine Frau auf mich zu, um mit mir zu reden. Sie hatte schon solange ich mich erinnern kann regelmäßig an diesen wöchentlichen Gesprächsrunden teilgenommen, doch dies war das erste Mal, dass sie mit mir gesprochen hatte. Sie sagte, dass sie mir sehr danken wolle, nicht nur mir, sondern auch allen anderen Mönchen, die in unserem Zentrum gelehrt hatten. Dann erklärte sie mir warum.

Sie hatte sieben Jahre zuvor das erste Mal unseren Tempel besucht. Sie gab zu damals nicht ganz so sehr am Buddhismus interessiert gewesen zu sein, ebenso wenig an Meditation. Der Hauptgrund für ihre Besuche war es, eine Entschuldigung zu haben, um das Haus verlassen zu können.

Sie hatte einen gewalttätigen Ehemann. Sie war das Opfer entsetzlicher häuslicher Gewalt. Zu dieser Zeit gab es einfach keine Hilfestrukturen für solche Opfer. In diesem Kessel brodelnder Emotionen, in dem sie sich befand, konnte sie nicht klar genug sehen, um ihn einfach für immer zu verlassen. Also besuchte sie unser buddhistisches Zentrum mit dem Gedanken, dass jene zwei Stunden in unserem Tempel zwei Stunden seien, in denen sie nicht verprügelt werden würde.

Was sie in unserem Tempel hörte, veränderte ihr Leben. Sie hörte zu, wie die Mönche positive Vergebung erläuterten. Sie entschied sich, es bei ihrem Ehemann auszuprobieren. Sie erzählte mir, dass sie ihm, jedes Mal wenn er sie schlug, vergab und losließ. Wie sie dies tun konnte, weiß nur sie. Jedes Mal wenn er dann irgendetwas nettes tat oder sagte, egal wie unbedeutend es war, umarmte sie ihn, übersäte ihn mit Küssen oder nutzte irgendeine andere Geste, um ihm zu zeigen, wie viel ihr diese Liebenswürdigkeit bedeutete. Sie erachtete nichts als selbstverständlich.

Sie seufzte und sagte mir, dass es sie sieben lange Jahre gekostet habe. In diesem Augenblick wurden ihre Augen feucht, und meine ebenfalls. "Sieben lange Jahre," sagte sie mir, "und jetzt würden Sie diesen Mann nicht wiedererkennen. Er hat sich vollkommen verändert. Wir führen jetzt solche eine wertvolle, liebevolle Beziehung und haben zwei wundervolle Kinder." Ihr Gesicht strahlte das Leuchten einer Heiligen aus. Ich verspürte den Wunsch auf meine Knie zu fallen und mich vor ihr zu verbeugen. "Sehen sie dieses Bänkchen?" sagte sie [...], "Er hat mir diese Woche als Überraschung dieses hölzerne Meditationsbänkchen gebaut. Vor sieben Jahren hätte er sie nur dazu benutzt, um mich damit zu schlagen!" Der Kloß in meinem Hals löste sich, als ich gemeinsam mit ihr lachte.

Ich bewundere diese Frau. Sie hat sich ihr eigenes Glück verdient, das meines Erachtens, nach dem Glanz ihrer Gesichtszüge zu urteilen, beträchtlich war. Und sie hat ein Monster in einen fürsorglichen Mann verwandelt. Sie hat einem anderen Menschen auf großartige Weise geholfen.

Das war ein extremes Beispiel für positive Vergebung, das nur denjenigen zu empfehlen ist, die dem Leben eines Heiligen entgegenstreben. Auf keinen Fall empfehle ich diese Vorgehensweise irgendeinem anderen Opfer häuslicher Gewalt. Gleichwohl zeigt es, was mit Vergebung erreicht werden kann, wenn sie mit dem Bestärken des Guten verbunden wird.

~ Ajahn Brahm

(Source|Quelle: Buddhism, Facebook 
Transl.|Übers.: Nicolas von Kospoth)

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